Mit der Kettensäge schneide ich aus Baumstammteilen Skulpturen, deren Oberfläche ich zumeist mit einem Handschleifer nachbearbeite. Grund- und Ausgangsformat meiner Arbeiten ist zum einen der Quader in unterschiedlichen Maßen, der mit der Kettensäge durch Schnitte und Brüche in neue Formen abgewandelt wird. Neigungen und Kippungen sollen Balance-Wirkungen mit besonderen Effekten der Schwerkraft erzeugen. Zum anderen arbeite ich aus kegel- oder zylinderartigen Formstücken Objekte mit „Schichtungen“ und „Schuppungen“ ausschließlich mit der Kettensäge heraus.

Alle meine Objekte bestehen aus jeweils einem Werkstück, nichts ist zusammengefügt. Vielfach verbleiben nur kleine Verbindungsreste zwischen den Skulpturenteilen. Der dadurch entstehende Eindruck von Brüchigkeit und Verletzlichkeit gibt den Arbeiten eine eigene Aura. Das Holz forme ich abweichend vom Verlauf seiner Wuchsstrukturen oder ihnen entgegengesetzt – der so angestrebte Spannungseffekt soll die Seh-Erfahrungen und Erwartungen des Betrachters herausfordern und überraschen.

Die Skulpturen schwärze ich mit einer dünnschichtigen Schwarzlasur, die das Holz tränkt, aber kaum deckt. Die Schwärzung bringt die Körperlichkeit der Objekte, die Licht/Schattenwirkung von Kanten, Linien und Flächen, das „optisches Gewicht“ der Skulpturen stärker zur Geltung und gibt der Oberflächenstruktur des Holzes einen besonderen Reiz von samtiger Haut bis zu steinerner Glätte. Risse im Trocknungsprozess des Materials bilden erwünschte Effekte, ebenso Schründe und belassene Bearbeitungsspuren. Die natürliche Eigenart des Werkstoffes wirkt auf diese Weise im Ausgangsmaterial wie im Endzustand an der bildhauerischen Arbeit mit.

Eine neue Gestaltungsart wende ich bei sehr altem Eichenholz aus einem Schiffswrack an, das lange versunken im Uferbereich der Unterweser lag. Die Holzelemente, die in der Versenkung im Schlick eine gekerbte Struktur und dunkle Tönung erhielten, gaben mir eine Rohform vor, die ich mit der Kettensäge zu Stelen schnitt. In einem jeweils stundenlangen Arbeitsvorgang habe ich die Stelen an einer Feuerstelle bis zu einer Schicht von einem Zentimeter abgeflammt, die Rußschicht abgerieben, die Oberfläche poliert und wie die anderen Objekte mit Lasur nachgeschwärzt.

Das von mir sonst am meisten verwendete Holz sind Esche, Pappel, Eiche, Kastanie, Buche, Obstbaum, Linde und Edelholz.

Ein Artikel der Nordwest Zeitung (NWZonline) zum Tag des offenen Ateliers 2015